Kurzinformationen zu dieser Referenzanlage
Projektberater:
Dietmar Buschmaas
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Referenzart:
Wärmetechnik
Typ:
300 kW - 500 kW
Energieträger:
Hackschnitzel
Anwendungen:
Nah- und Fernwärmenetze

Eine Gemeinde auf der Suche

Beeinflusst durch stetig steigende Energiepreise und wachsendes Umweltbewusstsein suchen immer mehr Gemeinden und Privatpersonen nach alternativen Heizlösungen. Initiator des Wärmenetzes in Vahlhausen ist der Investor Nick Blandau, der mit diesem Projekt einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Wärmeversorgung für die gesamte Gemeinde macht.

Mit der Umstellung von einer 30 Jahre alten Ölheizung auf eine moderne Hackschnitzelheizung samt neuem Nahwärmenetz, Solarthermie und Photovoltaik, schafft dieses Projekt eine umweltfreundliche und wirtschaftliche Lösung für die Gemeinde und für Nick Blandau.

Zwei Personen vor einer grünen Hackschnitzelheizung von Heizomat

Nick Blandau und Dietmar Buschmaas

Das Herzstück des Wärmenetztes in Vahlhausen ist der AK 400 Biomassekessel von Heizomat.

Ausgangssituation

Das Projekt begann mit der Notwendigkeit, eine veraltete Ölheizung zu ersetzen, die nach 30 Jahren Betrieb zunehmend ineffizient und teuer geworden war.

• Eigentümer von Gebäuden dürfen ihre Heizkessel, die mit einem flüssigen oder gasförmigen Brennstoff beschickt werden und vor dem 1. Januar 1991 eingebaut oder aufgestellt worden sind, nicht mehr betreiben.
• Eigentümer von Gebäuden dürfen ihre Heizkessel, die mit einem flüssigen oder gasförmigen Brennstoff beschickt werden und ab dem 1. Januar 1991 eingebaut oder aufgestellt worden sind, nach Ablauf von 30 Jahren nach Einbau oder Aufstellung nicht mehr betreiben. – „§ 72 GEG – Betriebsverbot für Heizkessel, Ölheizungen

Der Wärmebedarf für das Wohnhaus und ein Micro-Netz aus 14 angrenzenden Häusern, mit insgesamt 34 Wohneinheiten, war hoch. Der durchschnittliche Wärmebedarf betrug etwa 340 kWh pro Einheit. Um eine nachhaltige Wärmeversorgung sicherzustellen, wurde eine Hackschnitzelheizung als mögliche Alternative in Erwägung gezogen. Da diese jedoch mit einem umfangreichen Umbau verbunden war, wurden in einem Infoabend in der örtlichen Gemeinde mögliche Lösungen und das Konzept eines Nahwärmenetzes vorgestellt.

Karte eines Nahwärmenetzes in einer ländlichen Region

Das Wärmenetz in Vahlhausen

Bei der Verlegung der ISO-Plus-Leitungen wurde bereits auf die sinnvolle Erweiterung des Netzes geachtet, indem die notwendigen Abgänge und Anschlüsse berücksichtigt wurden.

Interesse und Machbarkeitsprüfung

Auf dem Infoabend wurde der Bedarf für ein Wärmenetz besprochen. Die in Frage kommenden Gebäude wurden alle zu Beginn und Mitte der 90er Jahre errichtet und verfügen über einen soliden Dämmstandard, der allerdings nicht unbedingt den heutigen Anforderungen entspricht. Aufgrund der zunehmenden Ineffizienz der alten Heizungsanlagen und der anstehenden Austauschpflicht, sowie den steigenden Ölpreisen, fanden sich schnell genügend Interessenten, um das Projekt weiterzuverfolgen. Dabei wurden auch erste Fragen zur Leistungskapazität und zur möglichen Erweiterung des Netzes auf bis zu 20 Häuser diskutiert. Die anfängliche Machbarkeitsprüfung ergab, dass die Nachfrage ausreichend war und die technische Umsetzung möglich schien.

Sanierungsbedarf bei Häusern aus den 90er-Jahren

Beim Hausbau in den 90er Jahren wurde die Reduzierung der CO₂-Emissionen zunehmend wichtiger. Die Anzahl an Passiv- und Niedrigenergiehäuser nahm immer mehr zu. Fassaden erhalten eine Dämmung, meist aus Polystyrol. Zunehmend werden Systeme eingebaut, die erneuerbare Energie nutzen. Die Dämmung dieser Gebäude ist aus heutiger Sicht oft nicht mehr ausreichend. Die Baustoffe befinden sich aber noch mitten in ihrem Lebenszyklus, wenn sie ordentlich verbaut worden sind.

Bei den Heizungsanlagen sieht es allerdings anders aus. Laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) müssen alte Heizkessel, die vor 1984 eingebaut wurden, ausgetauscht werden. Heizungen ab 1985 dürfen maximal 30 Jahren laufen. Einzige Ausnahme: Brennwert- und Niedertemperaturkessel. Für die Heizungen, die in den 90er Jahren installiert worden sind, bedeutet das, dass sie jetzt nach und nach ausgetauscht werden müssen. Zwei äußerst teure Kostenstellen, die für Hausbesitzer nun anstehen.

Grafik zum Thema Wärmeverlust bei Häusern

Wärmeverlust bei Wohngebäuden

Nahwärmenetz mit erneuerbaren Energien als Lösung

Ein einfacher Ansatz ist der Austausch des Heizsystems. Aufgrund der hohen Vorlauftemperaturen von 70–90°C kommen Wärmepumpen oft nicht infrage. Um die Kosten niedrig zu halten, ist es sinnvoll sich, da wo möglich, an ein Wärmenetz anzuschließen. Ein großer zentraler Heizkessel arbeitet nämlich effizienter als ein kleiner und die Auswahl an einsetzbaren Wärmequellen ist größer. So können problemlos verschiedene Heizsysteme wie Hackschnitzelheizungen, Blockheizkraftwerke (BHKW) oder Großwärmepumpen genutzt werden.

Besonders der Einsatz erneuerbarer Energien senkt Energiekosten, reduziert Emissionen und ist zukunftsorientiert. Damit nutzt man effizient den zweiten Lebenszyklus der bereits verbauten Dämmmaterialien, spart sich die teuren Anschaffungskosten für eine neue Heizung und heizt mit kostengünstigen, umweltfreundlichen Brennstoffen wie Holzhackschnitzeln.

In Zukunft, wenn die verbauten Dämmstoffe und Techniken nicht mehr dem Standard entsprechen und erneuert werden müssen, kann eine umfassende energetische Sanierung des Gebäudes erfolgen. „Jede Kilowattstunde, die wir nicht verbrauchen, muss auch nicht produziert werden“. Das spart Kosten und schont die Umwelt.

Technische Planung einer Biomasseheizung in einem Nahwärmenetz

Technische Planung

Planung und Bau der neuen Heizzentrale

Nach der Klärung wichtiger Genehmigungen, darunter eine Baugenehmigung, ein Emissionsgutachten und die Durchleitungsgenehmigung für Straßen, Wege und Bachläufe, konnte Nick Blandau mit dem Bau der neuen Heizzentrale beginnen.

Die neue Heizzentrale wurde in Holzständerbauweis eerrichtet, wobei das Holz aus der Region stammt und mit einem mobilen Sägewerk vor Ort zugeschnitten wurde. Diese nachhaltige Bauweise unterstreicht den ökologischen Ansatz des gesamten Projekts. Die Hackschnitzelheizung des Typs AK400 von Heizomat wurde als zentrale Wärmequelle installiert und sorgt gemeinsam mit dem Nahwärmenetz dafür, dass die 14 Häuser mit insgesamt 34 Wohneinheiten zuverlässig und effizient mit Wärme versorgt werden. Das Wärmenetz, das mit ISO Plus-Leitungen verlegt wurde, erstreckt sich über ca. 2 km und bietet eine stabile und verlustarme Wärmeverteilung. Eine mögliche Erweiterung auf 20 Häuser wurde bereits in die Planung einbezogen, sodass die dafür nötigen Anschlüsse und Abgänge vorhanden sind.

Die installierte Heiztechnik sieht Vorlauftemperaturen von 80 °C und Rücklauftemperaturen von 60 °C vor. Für die effiziente Wärmeverteilung werden zudem zwei Pufferspeicher mit je 8.000 Litern installiert, die dafür sorgen, dass auch bei Schwankungen im Wärmebedarf ausreichend Energie bereitgestellt wird.

Luftaufnahme eine Baustelle in einer ländlichen Umgebung

Heizzentrale und Pufferspeicher

Die Pufferspeicher sorgen für eine effiziente Wärmenutzung in den Ställen und dem Wohnhaus.

Technische Details der Anlage

Das Herzstück der Anlage ist der Hackschnitzelkessel AK 400 von Heizomat. Die gesamte Heizlösung basiert auf modernster Steuerungstechnik. Über eine ET 200-Einheit, die aus hochwertigen Siemenskomponenten besteht, werden die Kesselparameter und das Puffermanagement geregelt, um die Wärmeproduktion optimal an den aktuellen Bedarf anzupassen. Zur Gewährleistung eines sicheren Betriebs wird zudem eine Unterdrucküberwachung installiert.

Für eine saubere Verbrennung ist die Anlage mit einem NRGE 32 Rauchgasentstauber ausgestattet, der die Feinstaubbelastung minimiert und somit den Umweltvorschriften entspricht. Die Brennstoffzufuhr erfolgt über einen Kettenschrägförderer und eine Zellradschleuse, die eine gleichmäßige Dosierung der regional bezogenen Hackschnitzel gewährleisten. Diese fortschrittliche Technik sorgt dafür, dass die Anlage nicht nur effizient, sondern auch störungsfrei arbeitet, was einen zuverlässigen Betrieb über lange Zeiträume garantiert.

Heizungsrohre und Partikelabscheider

Abgasreinigung mit dem Multizyklon und Partikelfilter

Multizyklon und Partikelfilter sorgen für die Einhaltung der vorgeschriebenen Emissionen und einen gesetzeskonformen Betrieb der Anlage.

Nachhaltige Hackschnitzel und Energieerzeugung

Der Brennstoff für die neue Heizanlage besteht aus 100 % regional bezogenen Holzhackschnitzeln. Diese stammen hauptsächlich aus Resthölzern von Gartenlandschaftsbetrieben und holzverarbeitenden Unternehmen in der Umgebung.

„Alles, vom Weihnachtsbaum bis zum unbehandelten Holzbalken, wird energetisch genutzt.“ – Nick Blandau.

Die neue Anlage ersetzt jährlich etwa 60.000 Liter Heizöl und reduziert so den CO₂-Ausstoß erheblich.

Zusätzlich zur Hackschnitzelheizung wird das System durch Solarthermie und Photovoltaik-Anlagen ergänzt, was eine weitere Effizienzsteigerung ermöglicht. Die Kombination aus erneuerbaren Energien und nachhaltiger Wärmeerzeugung sorgt nicht nur für eine zuverlässige Wärmeversorgung, sondern auch für einen ökologischen Mehrwert des gesamten Projektes.

Gelenkarmaustragung mit patentierter Paralelfräse in einem Hackschnitzelbunker

Heizzentrale und Pufferspeicher

Die Pufferspeicher sorgen für eine effiziente Wärmenutzung in den Ställen und dem Wohnhaus.

Fördermöglichkeiten und Finanzierung

Dank des Förderprogramms „Prozesswärme aus Erneuerbaren Energien“, das im Rahmen der Bundesförderung für Energieeffizienz bereitgestellt wurde, konnte das Projekt finanziell gestützt werden. Der Förderantrag wurde erfolgreich gestellt und genehmigt. Mit den Zuschüssen, die bis zu 45 % der Investitionskosten abdecken, amortisiert sich die Anlage deutlich schneller und macht das Projekt für die Eigentümer wirtschaftlich attraktiv.

Grüne Biomasseheizung von Heizomat in der Heizzentrale eines Nahwärmenetzes

Blick in die Heizzentrale

Hydraulikpumpen, Aschecontainer, Multizyklon, Pufferspeicher sowie die komplette Steuerung finden neben dem Kessel Platz in der Heizzentrale.

Fazit

Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie durch den Einsatz moderner Heiztechnologien und nachhaltiger Brennstoffe eine umweltfreundliche und effiziente Wärmeversorgung für ganze Wohngebiete realisiert werden kann. Die Umstellung auf die Hackschnitzelheizung in Kombination mit Solarthermie und PV-Anlagen stellt nicht nur eine nachhaltige Alternative zu fossilen Brennstoffen dar, sondern reduziert auch die Betriebskosten und schafft Unabhängigkeit von steigenden Ölpreisen. Auch die wirtschaftliche Effizienz für den Investor Nick Blandau und die Anschlussnehmer des Wärmenetzes sind nicht außer Acht zu lassen.

Die regionale Beschaffung der Hackschnitzel sowie die geplante Erweiterung des Wärmenetzes sichern die Zukunftsfähigkeit der Anlage und bieten einen wirtschaftlichen sowie ökologischen Gewinn für die gesamte Gemeinde.

Wärmenetz in Vahlhausen als zukunftssichere Alternative für Gemeinde

Hi, ich bin Dietmar und dein Ansprechpartner für Beratungen im PLZ-Gebiet 3.

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