Nachhaltige Nahwärme für Wahrenholz
Das Nahwärmeprojekt in Wahrenholz ist ein Paradebeispiel für nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung im ländlichen Raum. Die treibende Kraft hinter diesem Projekt ist die Familie Evers, die seit 1489 in der 18. Generation einen landwirtschaftlichen Betrieb führt. Die 19. Generation, vertreten durch Klaas und Marie, ist bereits aktiv, und auch die 20. Generation mit ihrer Tochter Lilli steht in den Startlöchern. Durch ihr soziales Engagement und ihre Innovationskraft hat die Familie Evers einen bedeutenden Beitrag zur Energieautarkie und zum Klimaschutz in ihrer Region geleistet.
Der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Evers umfasst Milchvieh, ein Hühnermobil und Angus-Mutterkühe. Alle im Betrieb anfallenden organischen Substanzen werden in der Biogasanlage verwertet und zu Strom aufbereitet. Das Substrat wird als organischer Reststoff auf die Wiesen und Felder ausgebracht, um die Böden zu düngen – ein Lehrbuchbeispiel für Kreislaufwirtschaft.
Im Rahmen des Nahwärmeprojekts in Wahrenholz hat Familie Evers auf ihrem Hof ein modernes Nahwärmenetz mit zwei Holzhackschnitzelheizungen installiert. Die veralteten Heizsysteme auf Öl- und Gasbasis wurden entfernt und durch dieses moderne Nahwärmenetz ersetzt. Dieses Netz versorgt die Dorfmitte mit sauberer, regenerativer Energie und reduziert den CO₂-Ausstoß der Gemeinde signifikant.

RHK-AK 500
Die bestehende Anlage mit einem 800 kW Kessel wird um einen 500 kW Kessel erweitert. Die Hackschnitzelheizung ist dank ihrer Bauweise für den Einsatz in einem Wärmenetz ideal.
Technische Umsetzung und Anlagenbeschreibung
Im Mittelpunkt des Projekts stehen zwei moderne Hackschnitzelheizungen der Firma Heizomat. Der neue Kessel ergänzt das bestehende System, das bereits einen AK 800 Kessel sowie eine Gasheizung als Reserve umfasst. Die Kessel werden nicht parallel, sondern im Wechsel betrieben: Der AK 800 übernimmt den Winterbetrieb, während der AK 500 im Sommer zum Einsatz kommt. Diese Betriebsweise optimiert die Effizienz der Anlage und sorgt für eine zuverlässige, sichere Wärmeversorgung.
Beide Kessel werden über denselben Brennstoffbunker und eine gemeinsame Raumaustragung versorgt, was den logistischen Aufwand reduziert und die Betriebseffizienz erhöht. Dank des flexibel planbaren Förder- und Austragungssystems konnte diese Lösung problemlos umgesetzt werden.
Das Nahwärmenetz in Wahrenholz erstreckt sich über zwei Leitungsnetze, die vom Hof in der Ortsmitte ausgehend einmal Richtung Schönewörde und einmal Richtung Wesendorf verlaufen. Die Anlage versorgt über ein mittlerweile 9,7 Kilometer langes Netz etwa 100 Haushalte und größere Objekte mit Wärme. Mit der Erweiterung um den 500 kW-Kessel konnte die Versorgung stabilisiert und an saisonale Anforderungen angepasst werden.
Zu den Wärmeabnehmern gehören private Haushalte sowie lokale Einrichtungen wie die historische Wassermühle, der Edeka-Markt, das Schützenzentrum und das Feuerwehrhaus. Die bedarfsgerechte Steuerung der Kessel gewährleistet eine effiziente Wärmeverteilung im gesamten Netz.
Die Planung und Umsetzung des Netzes waren so zukunftsorientiert, dass nur kleinere Umbaumaßnahmen, wie das Verlegen von Stichleitungen, notwendig sind, um weitere Anschlüsse zu realisieren.

Technische Planung
Installation und technische Details
Die Heiztechnik wurde in einem bereits vorhandenen Heizraum in F90-Bauweise installiert, was den hohen Sicherheitsanforderungen gerecht wird. Beide RHK-AK Kessel bietet dank der robusten Bauweise und der patentierten Aschekette die Zuverlässigkeit, die für eine sichere Versorgung eines Nahwärmenetzes wichtig ist. Mit der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen wie naturbelassenen Holzhackschnitzeln und Waldhackgut stellen die Kessel eine zukunftsweisende und wirtschaftliche Lösung dar.
Ein Entstauber, auch Multizyklon genannt und der elektrostatische Partikelabscheider HeizoClean EF 185 sorgen für eine effektive Abscheidung von Feinstaub und reduzieren somit die Umweltbelastung erheblich. Zusätzliche Komponenten wie der ET 200 Schaltschrank und zwei 900-Liter-Aschetonnen maximieren die Betriebssicherheit und den Wartungskomfort.
Die Steuerung der Anlage erfolgt über die Heizocontrol ET200 Professional Edition bestehend aus Komponenten der Firma Siemens. Das garantiert Industriequalität und eine weltweite Ersatzteilverfügbarkeit. Die vielfältige Ausstattungs- und Steuermöglichkeiten bieten eine hohe Flexibilität und Komfort in der Steuerung.

Hackschnitzelaustragung
Eine Herausforderung war, beide Kessel über denselben Brennstoffbunker zu versorgen. und eine gemeinsame Raumaustragung zu versorgen. Dank der flexiblen Austragungssystem war eine Sonderlösung schnell geschaffen.
Nachhaltigkeit und Umweltauswirkungen
Die beiden Hackschnitzelanlagen, die das Herzstück des Nahwärmenetzes bilden, nutzen Holz aus der Region mit einem maximalen Transportweg von 20 Kilometern. Dies sorgt nicht nur für minimale Transportemissionen, sondern stärkt auch die lokale Wirtschaft. Zudem gewährleistet die Auswahl von Hackschnitzeln aus Mischholzarten, darunter Stamm- und Kronenholz, eine nachhaltige Nutzung der Waldressourcen und trägt zur Erhaltung der regionalen Wälder bei.
Dabei ermöglicht die Heiztechnik des Nahwärmenetzes eine CO₂-Einsparung von ca. 1280 Tonnen pro Jahr gegenüber den bisherigen Öl- und Gasheizungen.
In sozialer Hinsicht bietet das Nahwärmenetz auch Vorteile für die Dorfbewohner. Die Möglichkeit, an ein zentralisiertes, umweltfreundliches Heizsystem angeschlossen zu werden, reduziert für viele Haushalte die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und bietet langfristig stabile und kalkulierbare Heizkosten. Gleichzeitig stärkt das Projekt das Gemeinschaftsgefühl, da die Dorfbewohner aktiv an der Entwicklung und Umsetzung beteiligt werden.

Brennstoffbunker
Auch wer keinen eigenen Wald besitzt kann ein Nahwärmenetz wirtschaftlich betrieben. Das Waldhackgut bezieht Klaas-Evers vom örtlichen Händler.
Vom Landwirt zum Energiewirt: Wärmenetzte als Chance für die Landwirtschaft
Die Evers-Familie aus Wahrenholz zeigt exemplarisch, wie eine erfolgreiche Transformation vom traditionellen Landwirt zum modernen Energiewirt aussehen kann. Insbesondere die Investition in Wärmenetze bietet Landwirten wie Klaas-Evers die Möglichkeit, ihre betrieblichen Abläufe zu diversifizieren und nachhaltige Einkommensquellen zu erschließen.
Dieser Übergang wird durch politische Förderungen und Subventionen unterstützt, die die anfänglichen Investitionen erleichtern und die Rentabilität verbessern. Durch die Nutzung von Holzhackschnitzeln aus eigenem Holzbestand oder regional zugekauftem Brennstoff können Landwirte wie Klaas-Evers eine wirtschaftlich attraktive und nachhaltige Wärmeversorgung bieten, die nicht nur die eigenen Betriebskosten senkt, sondern auch positiv zur CO₂-Reduzierung und zur Energiewende beiträgt.
Die Zukunftsaussichten für Wärmenetze sind vielversprechend: Die kommunale Wärmeplanung ist flächendeckend und verpflichtend. Ab 2028 müssen alle Kommunen Wärmepläne erstellen, um den zukünftigen Wärmebedarf und vorhandene Ressourcen zu analysieren. Bis 2030 soll der Anteil der aus erneuerbaren Energien erzeugten Fernwärme signifikant steigen, und Millionen von Wohngebäuden werden bis 2045 an solche Netze angeschlossen sein. Landwirte können von diesem Wachstumsmarkt profitieren, indem sie als Energieanbieter in neue Netzlösungen investieren und die steigende Nachfrage nach nachhaltiger Energie und Wärmenetzen bedienen.

Die Heizzentrale
Beide Kessel versorgen über die 9,7 km langen Netze 200 Haushalte. Unteranderem die historische Wassermühle, die Gemeindeverwaltung, das Schützenzentrum, das neue Seniorenwohnheim und das örtliche Feuerwehrhaus.
Fazit
Das Nahwärmeprojekt der Familie Evers in Wahrenholz demonstriert eindrucksvoll, wie nachhaltige Energieversorgung im ländlichen Raum erfolgreich umgesetzt werden kann. Durch die Integration modernster Heiztechnologien und die Nutzung lokaler Rohstoffe leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und stärkt die regionale Wirtschaft.
Die innovative Nutzung von Holzhackschnitzeln reduziert CO₂-Emissionen und senkt Betriebskosten, während Fördermittel die Rentabilität sichern. Der kontinuierliche Ausbau des Nahwärmenetzes zeigt, wie Landwirte ihre Geschäftsmodelle erweitern und gleichzeitig umweltfreundliche Energie liefern können.
Das Projekt dient als Modell für andere Gemeinden und Landwirte, die ebenfalls auf erneuerbare Energien setzen möchten. Es verdeutlicht das Potenzial von Wärmenetzen als dezentrale und zukunftsweisende Lösung für eine nachhaltige und wirtschaftlich vorteilhafte Energieversorgung.









