Die Zukunft der deutschen Gasnetze bis 2045
Die Energieversorgung in Deutschland erlebt einen tiefgreifenden Umbruch. Bis 2045, dem Jahr der angestrebten Klimaneutralität, wird das Gasnetz – aktuell eine der zentralen Säulen der Energieversorgung – weitgehend stillgelegt oder umgenutzt. Mit 511.000 Kilometern Länge versorgt es Millionen Haushalte, doch die Zukunft der Gasnetze steht angesichts der Klimaziele auf dem Prüfstand, da die Nutzung von fossilem Erdgas in Zukunft nicht mehr erlaubt ist.
Warum Erdgas keine Zukunft hat
Erdgas ist mit über 50 % der Primärenergieversorgung weiterhin der bedeutendste Energieträger für Strom und Wärme in Deutschland. Es wurde lange als stabile Einnahmequelle für Stadtwerke und als günstige Energieoption für Verbraucher geschätzt. Diese Rolle verdankte sich verlässlichen Lieferbeziehungen mit Partnerländern wie Russland, Norwegen und den Niederlanden, die durch langfristige Verträge die Versorgung sicherstellten.
Doch diese Stabilität gehört der Vergangenheit an: Die Niederlande haben ihre Gasfelder stillgelegt, und Russland liefert aufgrund des Ukraine-Kriegs kein Pipeline-Gas mehr nach Deutschland. Stattdessen wird der Markt heute von Flüssigerdgas (LNG) dominiert, das per Schiff geliefert wird. Diese neue Abhängigkeit bringt erhebliche Herausforderungen mit sich, denn LNG ist anfällig für teils drastische Preisschwankungen, was die langfristige Planung für Energieversorger erschwert.
Keine Zukunft für Gasnetze
Die kürzere Abschreibungsdauer und die teuren Einkaufskosten bei gleichzeitig sinkenden Marktpreisen setzten die Versorger unter Druck. Das äußert sich in steigenden Netzentgelten für den Endverbraucher.
Rekordpreise und Verluste: Stadtwerke unter Druck
Die Energiekrise, ausgelöst durch den russischen Lieferstopp, hat viele Stadtwerke dazu gezwungen, sich zu Höchstpreisen langfristig mit Gas einzudecken, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Inzwischen sind die Marktpreise jedoch wieder gesunken, was zahlreiche Anbieter in eine schwierige wirtschaftliche Lage bringt: Sie sitzen auf teuren Verträgen, während die aktuellen Marktpreise weit unter ihren Einkaufskosten liegen.
Angesichts dieser Unsicherheiten prüfen viele Stadtwerke, ob das Gasgeschäft noch zukunftsfähig ist. Einige erwägen sogar, sich schrittweise aus der Versorgung zurückzuziehen und ihre kommunalen Gasnetze aufzugeben. Diese Überlegungen spiegeln nicht nur wirtschaftliche Zwänge wider, sondern auch die Notwendigkeit, sich angesichts der Energiewende stärker auf nachhaltige und klimafreundliche Technologien zu konzentrieren.
Die Kostenfalle
Die Korrelation verschiedener Faktoren macht fossiles Gas zu einer teuren Sackgasse für die Energieversorgung.
Kontrollierter Rückzug aus dem Gasgeschäft?
Ein Gesetzentwurf des Bundeswirtschafts- und Energieministeriums unter Robert Habeck (B90/Die Grünen) sieht vor, dass Stadtwerke als Grundversorger künftig die Gasversorgung einstellen können. Normalerweise sind diese Grundversorger verpflichtet, Haushalten und Unternehmen Energie zu marktüblichen Preisen anzubieten, wenn kein anderer Anbieter gewählt wurde oder ein Vertrag endet. Laut dem neuen Entwurf könnten Stadtwerke jedoch neue Netzanschlüsse ablehnen und bestehende Verträge kündigen, wenn der wirtschaftliche Betrieb des Gasversorgungsnetzes nicht mehr gesichert ist. Die Stadtwerke hätten weitgehend die Freiheit, den entsprechenden Zeitraum selbst festzulegen.
Rückläufige Nachfrage und der Wandel zu klimafreundlichen Lösungen
Im Jahr 2022 wurden etwa 850.000 GWh Erdgas durch die Verteilnetze transportiert. Die Abkehr vom Gas ist deswegen nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch wirtschaftlich unausweichlich: Gas ist ein fossiler Brennstoff, dessen Verbrennung erhebliche CO₂-Emissionen verursacht. Darüber hinaus zeigen aktuelle Berechnungen, dass die Nachfrage stark zurückgehen wird, da Biomasseheizungen, Wärmepumpen, Fernwärme und andere Technologien zunehmend an Bedeutung gewinnen. Ein Szenario von Agora Energiewende geht davon aus, dass 90 % der Gasnetze bis 2045 stillgelegt werden müssen, da sie wirtschaftlich und ökologisch nicht mehr tragbar sind.
Gaspreiszusammensetzung 2024
So setzt sich der Gaspreis für private Haushalte zusammen. Quelle: BEDW/Verivox
Immer mehr Städte legen ihr Gasnetz still
Die Herausforderung zeigt sich besonders in Städten, die frühzeitig auf den Rückbau der Gasinfrastruktur setzen. Die Stadtwerke Mannheim planen, schon vorzeitig bis 2035 das Gasnetz weitgehend stillzulegen und im Gegenzug ihr Fernwärmenetz zu verdoppeln. Auch andere Städte wie etwa Hannover, Stuttgart, oder München haben ebenfalls Pläne zur Stilllegung Ihrer Gasnetzte ausgearbeitet. Der Fokus soll künftig auf einem Ausbau moderner Fernwärmenetze, Biomasseheizungen und Wärmepumpen liegen.
Die Alternativen: Wärmepumpe, Biomasse und Fernwärme
Für Verbraucher stellt sich die Frage, welche Alternativen zum Heizen zur Verfügung stehen. In Städten kann Fernwärme aus erneuerbaren Quellen oder Abwärme eine wichtige Rolle spielen. Wärmepumpen gelten als besonders klimafreundlich, da sie Wärme aus der Umgebung nutzen. Zudem werden sie immer effizienter und leistungsstärker, was Großwärmepumpen auch zu einer Option für die Industrie macht. In ländlichen Gebieten oder für größere und ältere Gebäude sind Biomasseheizungen mit Hackschnitzeln eine sinnvolle Option. Der Brennstoff ist nachhaltig, günstig und lokal verfügbar. Zusätzlich lässt sich Solarthermie nutzen, um den Energiebedarf weiter zu senken. Die richtige Heizungstechnologie hängt stark von individuellen Faktoren ab und bedarf einer ausführlichen Beratung.
Kostenfalle und Sackgasse für Kunden
Da immer mehr neue Heizungen auf regenerative Energie setzen, sinken die Anschlusszahlen, was zu steigenden Kosten für die verbleibenden Nutzer führt. Prognosen zeigen, dass die Netzentgelte bis zu sechzehnmal höher werden könnten, wenn die Netze nicht rechtzeitig stillgelegt oder umgerüstet werden. Zum anderen ist die oft genannte Alternative – grüner Wasserstoff – nur begrenzt verfügbar und kann höchstens 30 % des heutigen Gasbedarfs decken. Diese Faktoren machen fossiles Gas zu einer teuren Sackgasse für die Energieversorgung.
Familie Blomendahl stellt ihren Betrieb von Gas auf Hackschnitzelheizung um. Eine 500 kW Biomasseheizung versorgt dabei 5 Hähnchenställe und mehrere Wohngebäude
Fazit
Städte wie Hannover, Mannheim und Hamburg zeigen, was uns an struktureller Transformation im Energiesektor erwartet. Verbraucher sind gut beraten, ihre Heizsysteme frühzeitig zu modernisieren und zukunftssichere Alternativen wie Wärmepumpen oder Fernwärme zu wählen.
Wer heute noch in Gasheizungen investiert, riskiert hohe Austauschkosten, steigende Betriebsausgaben und handelt fahrlässig. Wenn die Finanzierung der Gasheizung von der Gasnetzstilllegung eingeholt wird, könnte es bald frostig werden.
Wer über eine neue Heizungsanlage nachdenkt, sollte jetzt den Umstieg auf nachhaltige Technologien machen und dann entspannt und langfristig Kosten sparen!!
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